Die TurboRAT ist seit längerer Zeit ein Klassiker unter den Verzerrer. Grundsätzlich sind dieselben Einstellmöglichkeiten vorhanden wie bei einem klassischen Tubescreamer von Ibanez oder einem Distortion III von MXR. Lediglich der Filter-Regler mutet anfänglich etwas eigenartig an. Er funktioniert eigentlich wie ein herkömmlicher Tone-Regler, klingt aber vollaufgedreht eher dumpf und die grelleren Höhenanteile kommen erst beim zurückregeln zum Vorschein. Dies ist zwar recht gewöhnungsbedürftig, ist letztendlich aber eine Definitionssache. Ich erinnere mich, das die Delay-Zeit bei verschiedenen Delay-Effekten ebenfalls nicht immer bei vollaufgedrehtem Regler auf dem Maximum ist.
Die Turbo-Ratte gehört, wie der Name schon sagt, zu den etwas haarigeren
Verzerrern. Sie klingt relativ harsch oder sagen wir mal recht drahtig
bei zurückgedrehtem Filter-Regler. Vorteilig ist dafür, das sie einen
grösseren Dynamikbereich aufweisen kann als viele Effekte der Konkurrenz.
Dies liegt wohl daran, das zur Übersteuerung zwei gegenparallel
geschaltete Leuchtdioden verwendet werden anstatt zweier normalen
Dioden. Da Single-Coil Pickups einen kleineren Ausgangspegel erzeugen,
eignen sich markanterweise lange nicht alle Verzerrer gut, dieses
Gerät jedoch bestens.
Die TurboRAT kann auch als reiner Volume-Booster verwendet werden zur
Übersteuerung eines Röhrenverstärkers. Leider mag die
Ratte relativ wenig harmonische Obertöne erzeugen rauscht dafür aber
nur in sehr geringem Masse – was eher eine Seltenheit ist bei
sogenannten High-Gain Verzerrern.
Getestet habe ich das Ding mit einer 73er Höfner LP-Copy mit Diamond Humbuckers, sowie einer umgebauten Cort MGM mit einem Häussel P90 und einem Düsenberg-Pickup sowie einer billigen Sammick Tele-Copy mit Lipstick-Pickups. Zur Verstärkung dienten mir mein alter kleiner JMI AC4 sowie ein fast so alter VOX AC30 aus den 70ern.
Die hochwertige Elektronik ist in ein ziemlich schweres Stahlgehäuse verpackt und sieht professionell aus wie die restlichen Modelle von ProCo. Das Gehäuse ist netterweise nicht zu gross geraten, aber doch eigenartigerweise etwas höher geraten als die meisten Verzerrer der Konkurrenz — nachteilig erscheint mir das jedoch nicht.
Die recht harte Gangart der TurboRAT entspricht eigentlich nicht unbedingt meinem Geschmack, die Dynamik macht das aber locker wieder wett! Weiterhin ist es möglich, das Gerät mit etwas Kenntnis in Elektronik in eine zahmere Ratte zu verwandeln – was ich letztendlich auch tat. Wie diese Modifikation gemacht wird findet man im Kapitel der Reparaturen. Alles in allem ein cooler Verzerrer, welcher sich übrigens bestens eignet für Solos!