der «Speichermann» von innen und aussen
Dieses digitale Delay hat unzählige Funktionen, welche über einen
Drehschalter angewählt werden können. Nebst der Delay-Funktion
bis zu 3.1 Sekunden kann auch nach belieben Hall beigemischt
werden. (Die Tonqualität des Halls ist erstaunlich gut, d.h. sie
macht dem T-Rex Roommate Konkurrenz). Der Delay-Sound
kann so eingestellt werden, das eine exakte Anzahl Wiederholungen
erklingen oder die Wiederholungen wie bei einem Analogdelay
langsam ausklingen. Die Wiederholungen können zusätzlich so
eingestellt werden, das sie nach jedem Mal dumpfer oder eben immer
heller klingen. Ebenfalls sehr intelligent! Die Delay-Zeit
kann wahlweise mit einem Drehknopf oder dem Fusstrittschalter
(Tap-Delay) eingestellt werden.
Nebst all diesen tollen Einstellmöglichkeiten bietet das Hazarai
aber noch viel mehr! Der Looper macht ebenfalls eine sehr gute
Gattung mit einer Aufnahmezeit von bis zu 30 Sekunden. Es
können sogar mehrere Loops übereinander aufgezeichnet werden
(Overdubbing).
Mit dem Delaytime-Knopf kann sogar die Tonhöhe justiert werden
und (unglaublich!) mit dem Tap-Delay-Fusstrittschalter kann
sogar nachträglich noch die Geschwindigkeit eingestellt werden.
Die Loopfunktion kann in jedem angewählten Modus eingesetzt
werden, womit z.B. ein unglaublich abgefahrener Klangteppich
erzeugt werden kann.
Weil dies den Entwicklern von EHX immer noch nicht genug war
gibt es einen Modus, mit welchem man nebst der Delay-Zeit
auch noch das Tonsignal modulieren kann! Bei sehr kleinen bis
mittleren Delay-Zeiten ereicht man damit mit etwas Fingergefühl
unglaublich sauber bis verrückt tief klingende Flange- und
Chorus-Effekte.
Über eine Preset-Funktion lässt sich jeder Modus abspeichern
und auf Knopfdruck wieder abrufen. Zwar kann jeder Modus
nur einmal gespeichert werden, doch dies reicht eigentlich
völlig aus.
Als letzter Leckerbissen kann das Hazarai auch Rückwärtsdelays!
Hat man schon mal sowas gehört? Klar, das kann man mit den
alten Tape-Delays auch – aber zu einem unglaublichen
Preis und bestimmt mit viel Rauschen und etlichen Pflege-
und Service-Einsätzen! Von mir aus ist dieser Reverse-Effekt keine
blosse Spielerei, sondern sehr gut einsetzbar statt
«normalen» Delays.
Übrigens ist das Hazarai ein Stereo-Delay. Mit dem Einsatz von
zwei Amps kann also das repetierte Tonsignal hin- und hergeworfen
werden. Dies wird von «The Edge» sehr gerne
verwendet und gibt dem Gitarrensound eine erstaunliche
Fülle.
Das Hazarai ist bestimmt kein Studioeffekt, aber es klingt natürlich und warm, was für mich ein Killerargument ist – vorallem wenn es konkurrieren soll mit Analogdelays. Zwar hat das kleine Wunderkistchen eine leichte Einschränkung der Dynamik, dies mach sich aber kaum bemerkbar und tritt auch bei etlichen Konkurrenzprodukten auf. Ansonsten wird das eingehende Gitarrensignal kaum oder gar nicht gefärbt, Verzerrungen gibt es ebenfalls keine. Als einziger Nachteil bleibt zu erwähnen, dass das Hazarai ein eigenes Netzteil benötigt, da sonst leise, aber hässliche Störgeräusche auftreten. Es muss aber nicht unbedingt mit dem schweren Originaladapter gespiesen werden – ein billiges Schaltnetzteil von 1Spot tut ebenfalls seinen Dienst.
Nachtrag: Wie ich leider feststellen musste lässt die Dynamik der Effekt-Kette hörbar nach, sobald ich den Hazarai an irgend einer Position dazwischen einschlaufe. Dies wäre zu lösen mittels einem echten Truebypass. Da der Eingang aber Stereo ist kann dies aber höchstens mit einem speziellen Schalter oder einem Relay gelöst werden. Leider konnte ich dieses Manco bis jetzt nicht beheben! :-(
Als Fan von Hammond-Gehäusen (von MXR erstmals eingesetzt) bin
ich begeistert vom doch etwas grösseren Gehäuse des Hazarai.
Der Looper von Boss (der Name ist mir leider entfallen) ist
sogar noch etwas voluminöser und der Timefactor-Delay von
Eventide ist sogar ebenfalls etwas breiter. Als Anzeige
dienen kleine Leuchtdioden, welche aus meiner Sicht besser
geeignet sind für einen Live-Auftritt als ein kleines
Display mit unleserlicher Schrift.
Das Gehäuse des Hazarai ist lediglich auf der Frontseite
angemalt, was nicht allen Leuten gefallen mag... Vermutlich
wurden hier Kosten eingespart.
Alles in allem ist das Hazarai ein vollendeter Effekt. Zwar sucht man vergeblich eine USB-Schnittstelle oder dergleichen für Software-Updates, dies ist aber auch gar nicht nötig. Es funktioniert einfach alles einwandfrei! Die Bedienung ist durch die diversen Drehknöpfen ebenfalls einfacher gestaltet als die Konkurrenzprodukte und ist nicht allzu gewöhnungsbedürftig. Dieses Delay hat jedoch soviele Möglichkeiten, das mir selbst nach 3 Stunden noch nicht langweilig ist und mir immer wieder neue Ideen kommen. Aus meiner Sicht kriegt man für den relativ günstigen Preis unglaublich viel und die Effekte sind (im Unterschied zum Eventide Timefactor) ausgewogen und allesamt brauchbar und keine Spielereien.